Date: 04.07.2014
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Pianistin Maria João Pires und Kölner Kammerorchester in der Philharmonie
Es war eine große Ehre für Christoph Poppen und das Kölner Kammerorchester, die portugiesische Pianistin Maria João Pires, die Ende diesen Monats ihren 70. Geburtstag feiert, als Gast bei sich zu haben. Auftritte sind bezüglich ihrer eigenen Person bei ihr stets zurückgenommen, "bescheiden bleibend gegenüber der Musik", wie sie einmal zu Protokoll gab. Da saß sie nun auf dem Podium der Kölner Philharmonie, nahezu bewegungslos, auf die kommende Musik konzentriert. Gleich der erste Ton: eine Klangprojektion sondergleichen. Man hielt nach einem Mikroverstärker Ausschau, so raumfüllend und konturenklar tönte es aus dem Flügel.
Grigory Sokolovs mirakulöse Kunst schien individuell transformiert. Als Vorbild für ihre Interpretationen hat Maria João Pires Wilhelm Kempff benannt. Ob er Mozarts KV 466 so gespielt hat wie sie jetzt, könnte man natürlich untersuchen. Man kann sich aber auch mit der Feststellung eines nachgerade somnambulen Spiels begnügen, geradlinig, unsentimental und doch voller Innigkeit. In Robert Schumanns zugegebenem "Vogel als Prophet" ("Waldszenen") steigerte Maria João Pires ihre Anschlagssensibilität zu einem Klang-Flüstern.
Die liebenswerte Pianistin war eingebunden in ein wunderbares Programm. Auch Mozart hat durchaus sekundäre Werke geschrieben. An diesem Abend hörte man aber nur Musik, dem Himmel nahe.
Das Klavierkonzert mit seiner dämonischen Introduktion und der paradiesischen Romance gehörte dazu wie auch die Sinfonien KV 425 (diese "Linzer" wurde in lediglich vier Tagen zu Papier gebracht) und KV 440.
Die Luzidität und Impulsivität amalgamierende Musik beider Werke setzte Christoph Poppen, im Verein mit seinem spielfreudigen Orchester ein sensibler Begleiter schon beim Klavierkonzert, in fein geäderten Klang um, pointiert dramatisch, doch auch lyrisch-meditativ. Ein Abend unendlichen Glücks.
(Christoph Zimmermann, Kölnische Rundschau, 4. Juli 2014)