Kölner Kammerorchester

News

Date: 04.07.2014

» Back

Pires sorgt für einen Höhepunkt der Saison

Der Auftritt von Maria João Pires in der Philharmonie war der erwartete künstlerische Höhepunkt am Ende der Kölner Konzertsaison. Nach Mozarts Klavierkonzert KV 466 (und der herrlich poetisch gespielten Zugabe, Schumanns "Vogel als Prophet") war der Beifall des Publikums nahezu frenetisch - und das, obwohl die Künstlerin das genaue Gegenteil von dem ist, was man eine "Rampensau" nennt. Dies betrifft nicht nur ihr introvertiertes, sich ganz der Musik unterordnendes Auftreten, sondern auch ihr Spiel als solches, das gänzlich auf den Brillanzeffekt verzichtet. Da werden Phrasenenden unspektakulär zurückgenommen, da fehlen den Schlusstrillern am Ende der Soloabschnitte vorsätzlich der virtuose Aplomb.

Sicher kann sie angemessen zulangen, Formverläufe mit unerbittlicher Stringenz gestalten. Aber ihre Domäne sind doch die leisen, intimen Töne und Zwischentöne, die erfüllten Auftakte, Sextsprünge, Verzierungen. Und sie kann der Tragfähigkeit ihres piano restlos vertrauen, weil es einen festen, konturierten, substanzreichen und unendlich modulationsfähigen Kern hat. Er schützt diesen Mozart auch allemal vor stilwidriger Sentimentalität und Verzärtelung.

Das Kölner Kammerorchester agierte als hellwacher Begleiter und machte auch sonst in diesem reinen Mozart-Programm eine recht gute Figur. Christoph Poppen am Pult setzte in den rahmenden Sinfonien KV 425 und 550 mehr auf die kantablen Gesten, das Aussingen der Violinphrasen, als auf heftige dramatische Kontraste. Das bekam zumal den Andantes ausgezeichnet - auch den Menuetten, die hier einmal nicht zu Schnellwalzern wurden. In den schnellen Sätzen wären stärkere dynamische Fallhöhen und überhaupt etwas mehr Biss nicht schlecht gewesen.

(Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger, 4. Juli 2014)