Kölner Kammerorchester

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Date: 18.04.2017

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In perfekter Harmonie vereint

Das Kölner Kammerorchester führt Pergolesis „Stabat Mater“ auf

In der Musik treibt Trauer oft die schönsten Blüten. Das Kölner Kammerorchester hatte ein wunderhübsches vorösterliches Programm geschmiedet, von Haydns „Trauersinfonie“ über frühromantische Marienverehrung zurück zu Pergolesis multistilistischem „Stabat Mater“ – und zwei Engelsstimmen interpretierten den Gesang des „angelico maestro“.

Vincenzo Bellini hatte den Tonsetzer Giovanni Battista Pergolesi mit diesem Titel beschenkt, und er war nicht der einzige Fan des italienischen Künstlers. Der frühe Schwindsucht-Tod des 26-Jährigen verklärte Mensch und Werk, sein „Stabat Mater“ wurde zum meist-publizierten Werk des gesamten 18. Jahrhunderts. Jean-Jacques Rousseau etwa nannte den ersten Satz „das vollkommenste Duett, das jemals aus der Feder eines Komponisten geflossen ist“.

Die Sopranistin Fatma Said und der Mezzo Marie Henriette Reinhold waren angetreten, um diese These zu bestätigen. Im Sekundabstand rieben sich die beiden Sopranstimmen aneinander, Dissonanzen bohrten sich ins Gehör wie Dornen in das Haupt des Herrn am Kreuze – um 1735 natürlich intensiver empfunden als heute.

Herrlich war das kontrastreiche Bild der Interpretinnen: Frühlingshafte Farben schmückten die in Kairo aufgewachsene Fatma Said, optisch eine Sängerin aus 1001 Nacht, stimmlich betörend schon in Schuberts Salve Regina. Bei Pergolesi kontrastierte ihr Bild die Leipzigerin Reinhold, demütig im großen Schwarzen, klug das Vibrato verwaltend für ihren herrlich warm strömenden Mezzo, unaufdringlich und perfekt. Die beiden jungen Stimmen wuchsen seelenverwandt zusammen.

Zum Entree hatte Christoph Poppen mit einer um Bläser erweiterten Besetzung gezeigt, wie großartig Haydn Musik und Emotion aus wenigen Tönen schlagen kann. Haydn wünschte sich sein Adagio aus der Trauersinfonie zur eigenen Beerdigung – ihm hätten die hoffnungsfrohen Aufschwünge und die höfische Eleganz, mit der das Kölner Kammerorchester agierte, gewiss so gut gefallen wie dem Publikum: großer Applaus.

(Olaf Weiden, Kölnische Rundschau, 18. April 2017)