Kölner Kammerorchester

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Date: 06.12.2017

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Sieben mal Vivaldi en bloc

Kölner Kammerorchester überzeugt in der Kölner Philharmonie

Wer mit sechs Vivaldi-Konzerten und einer Sonate auf die Bühne geht, muss sich seiner Sache sehr sicher sein. "Bald ist Weihnachten" hieß das Programm des Kölner Kammerorchesters am Samstag in der Philharmonie. Jahreszeitlich eine richtige Beobachtung, aber nicht unbedingt ein zwingendes Argument für siebenmal Vivaldi en bloc. Es muss bei solchen Monokulturen musikalisch schon sehr stimmen, damit sie funktionieren. Und das tat es am Samstag fraglos.

Trotz Cembalo und Laute als Continuo - das Kölner Kammerorchester ist kein Originalklang-Orchester. Gespielt wird auf modernem Instrumentarium, "historisch informiert". Jenseits aller Dogmatik kam dabei ein sehr schönes Konzert heraus. Offenbar ist also gar nicht mal die Wahl der Instrumente das Entscheidende, sondern das Engagement, mit dem man sie bedient.

Dass das Continuo machnmal etwas von der stabilen Brillanz des Streicherapparats zugedeckt wurde, ist der Preis, den man fürs Halb-Authentische eben zahlt. Konzertmeister Raphael Christ regelte das Geschehen vom ersten Geigenpult aus. Was wiederum ein historisch vertretbares Verfahren ist. Christ machte seine Sache jedenfalls ausgesprochen gut.

Vivaldi hat oft Bezugspunkte außerhalb der Musik. Sein Fagottkonzert "La notte" zum Beispiel schildert den Verlauf einer Nacht. Marceau Lefèvre musste als Solist nächtlichen Spuk und Fieberträume darstellen. Nicht unbedingt der überzeugendste Moment des Abends, was weniger an Lefèvre oder dem Orchester gelegen hat, sondern an der Tatsache, dass sich Fagott solistisch generell schwertut. Vivaldi gehört zu den Wenigen, die sich ein Konzert dafür getraut haben.

Keine Ego-Show

Die unverwüstlichen "Vier Jahreszeiten" standen dann in der zweiten Konzerthälfte an. Hier machte Christ auch noch mal als Violinist Furore. Bei aller Virtuosität hat er sich nicht zu einer Ego-Show hinreißen lassen. Sein Kontakt zum Orchester blieb permanent bestehen.

Und er hat sie auf dasselbe Energieniveau hochgeholt, mit dem er an seine Soloaufgaben herangegangen ist. Die "Jahreszeiten" sind eines der Paradebeispiele musikalischer Bildersprache. Das Kölner Kammerorchester hat dem mit sehr suggestivem Spiel Rechnung getragen. Völlig zurecht gab es dafür Standing Ovations.

Johannes Zink, Kölnische Rundschau vom 5.12.2017