Kölner Kammerorchester

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Date: 05.06.2018

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Mit vornehmer Klarheit

Finale des Kölner Kammerorchesters

Spielfreudig musizierte das Kölner Kammerorchester im Abschlusskonzert der Saison. Bereits die Klarinetten zu Beginn in Mendelssohns Märchen-Ouvertüre "Die schöne Melusine" ließen aufhorchen. Die Streicherlinien wurden fein konturiert, die Bläser klangen edel. Der auswendig dirigierende Christoph Poppen formte die stimmungsreiche Musik mit zeitloser Anmut, aber dennoch schwungvoll. Dass diesmal nicht jeder Einsatz sauber war, fiel da nicht so sehr ins Gewicht.

Im Zentrum stand Beethovens unsterbliches Violinkonzert, gespielt von der Deutschkoreanerin Clara-Jumi Kang. Die 31-Jährige wurde unter anderem von Poppen ausgebildet und erregte 2010 durch ihre Goldemedaille beim Violinwettbewerb in Indianapolis internationales Aufsehen. Das Meisterwerk mit dem heiklen Solo-Einstieg spielte sie mit vornehmer Klarheit, angemessen lyrisch in den weiten Kantilenen. Immer wieder zauberte sie sehr sanfte Momente aus ihrer Stradivari. Das war ein niveauvolles Geigenspiel, das ideal zur Musizierkultur des Kölner Kammerorchesters passte.

Die Solistin und das mit ihr dialogisierende Orchester spielten jedenfalls auf einer Wellenlänge. Kang fügte dem Werk die virtuosen Solo-Kadenzen von Fritz Kreisler ein, sie heizen die Musik besonders im dritten Satz auf: bei ihrem Naturell wirkten die raschen Passagen dennoch elegant.

Feurig abgeliefert wurde danach Haydns Londoner Sinfonie Nr. 102. Darin überzeugte das nun temporeich aufspielende Kammerorchester. Sicher kann man diese Musik auch leichter, wienerisch angehen. Muss man aber nciht. Poppen ließ eher à la Beethoven musizieren, mit deutlichen Akzenten und einer immer wieder robusten Gangart. Besonders das mit Überraschungen gespickte Finale machte so viel Freude. Das Menuett zuvor wirkte fast wie eine schneller Volkstanz. Allenfalls die langsame Einleitung zum Kopfsatz hätte vielleicht etwas leiser angegangen werden können, um die Spannung zu erhöhen. Aber egal. Vorzügliche Soli von Flöte und Cello (im Adagio) veredelten das Ganze.

Nach dem Sommerfestival des Kölner Kammerorchester in Protugal startet es am 23. September mit sieben Konzerten in die neue Saison. Abos kann man sich bereits jetzt sichern.

(Matthias Corvin, Kölnische Rundschau vom 5. Juni 2018)