Kölner Kammerorchester

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Date: 24.09.2018

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Kölner Philharmonie

Beethoven und Mozart fast wie in der Oper

Ungewöhnlich für ein Abo-Konzert: Am Schluss spielte das Kölner Kammerorchester zu Ehren des Vorstandsmitgliedes Wilhelm Kemper, der einen runden Geburtstag feierte, eine Zugabe: das Finale aus Mozarts Haffner-Sinfonie. Kemper, so Dirigent Christoph Poppen, habe sich um das Orchester sehr verdient gemacht. Unstrittige Verdienste um das Ensemble, das vor einigen Jahren am Abgrund stand, hat freilich – neben dem Vorstandsvorsitzenden Franz Xaver Ohnesorg – auch Poppen selbst. Am Sonntag waren die Früchte seiner Rettungsarbeit wieder einmal in der Philharmonie zu besichtigen – in einem Programm mit Beethoven (Prometheus-Ouvertüre, zweite Sinfonie) und Mozart (Klavierkonzert KV 482).

Agilität und Kontrast

Die Agenda ist heikel genug: Wenn die Violinfiguration im schnellen Ouvertürenteil nicht wie mit der Nadel gezogen kommt, ist die Wirkung dahin. Poppen hatte die Interpretation opernnah angelegt – Agilität, eher rasche Tempi, scharfe Akzente, explodierende Fortissimi und überhaupt dramatische Kontraste waren hier angesagt. Und das Orchester lieferte im wesentlichen, sehr schön funktionierte zum Beispiel das Phrasen-Pingpong zwischen Streichern und Bläsern in der Sinfonie.

Exzellent agierte aber zumal der Solist Martin Helmchen im Konzert (in dem das Andante allerdings so langsam war, dass der Fluss fast stockte). Substanzreich-perlendes Laufwerk, eine aktive Linke und genauer rhythmischer Zugriff sind wichtig, schaffen indes allein noch kein vollendetes Mozart-Glück. Helmchen aber, der als Zugabe noch einen Bach-Busoni-Choral spielte, verfügt darüber hinaus über Stilsicherheit und Geschmack, über ein gutes Gespür für das Verhältnis von Spannung und Lösung, Behauptung und Zurücknahme. Da wurde sie, mit Gewinn, erneut sichtbar: die imaginäre Opernbühne.

(Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger vom 24. September 2018)