Kölner Kammerorchester

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Date: 20.12.2019

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Wie frisch verpackt
Gelungenes Weihnachtskonzert des Kölner Kammerorchesters

Der britische Gentleman hatte sie immer dabei: eine kleine Blockflöte, die er aus der Jacketttasche zauberte und darauf musizierte. Lange ist es her. Im Barock war das Holzinstrument aber ziemlich gefragt und hatte beileibe kein biederes Image. Entsprechend virtuos sind auch die Solokonzerte, von denen das Kölner Kammerorchester zwei beim Weihnachtskonzert in der Philharmonie präsentierte.
An der Flöte war wieder einmal der wunderbare Daniel Rothert zu erleben. Mit dem Instrument scheint er irgendwie verwachsen zu sein. Jedenfalls klingen die Melodielinien samt Phrasierungen bei ihm so lupenrein und schön, als könne es gar nicht anders gehen. In Telemanns C-Dur Konzert (TWV51:C1) präsentierte er die Altblockflöte, im F-Dur Konzert des Italieners Giuseppe Sammartini die Sopranblockflöte. Selbst spontaner Applus zwischen den Sätzen brachte ihn nicht aus der Ruhe. Neben der Gelenkigkeit gefiel besonders auch die Stimmung der langsamen Sätze.
Aber was war das auch für ein Orchesterklang! Das stehend spielende Kölner Kammerorchester wurde diesmal vom 37-jährigen Raphael Christ angeführt, unter anderem Konzertmeister bei den Bochumer Symphonikern. Er setzte auf ein agiles Auslauschen der Partitur, auf plapperfreudige Dialoge mit dem Solisten. Außerdem demonstrierte Christ und das Orchester, wie feine Agogik, also minimale Temposchwankungen den Musikgenuss erhöhen können. Bestes Beispiel dafür war Corellis vielgehörtes "Weihnachtskonzert" op. 6 Nr. 8. Es wirkte vom düsteren Moll-Beginn bis zur abschließnenden Dur-Pastorale wie frisch verpackt.
Seine Solo-Kunst auf der Violine lebte Christ in den Konzertsätzen aus Moazrts "Haffner-Serenade" voll aus. Wegen recht ausladender Körperbewegungen versetzte er sein Notenpult in fast jeden Satz, um genügend Platz zu haben. Das wirkte dynamisch und energetisch, bisweilen etwas zappelig. Doch der Geigenton blieb trotzdem schlank und fein durchzeichnet. Auch das Orchester nahm jeden Akzent ernst und überzeugte vom ersten bis zum letzten Takt. Eine tolle Leistung! Jetzt kann Weihnachten kommen.

(Olaf Weiden in der Kölnischen Rundschau vom 20. Dezember 2019)