Kölner Kammerorchester

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Date: 20.05.2014

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Leidenschaft und Wohllaut

Kölner Kammerorchester mit Lars Vogt in der Philharmonie

Zum dritten Mal in dieser Saison (nach einem Gürzenich-Konzert und als Einspringer bei „Kammermusik für Köln“) gab Lars Vogt der Domstadt die Ehre, diesmal am Pult des Kölner Kammerorchesters. Auch als Dirigent tritt Lars Vogt ja mittlerweile häufiger in Erscheinung. Bei Vogts Interpretation von Robert Schumanns zweiter Sinfonie gewann man den Eindruck von künstlerisch-handwerklicher Sattelfestigkeit. Er gab der schönen, aber auch heikel konzipierten Musik romantischen Schwung und Elan mit, ließ das kaprizöse Scherzo rhythmisch kobolzen, fand aber auch den angemessenen Elegieton für das Adagio espressivo.
Die Musiker genossen es vermutlich, wieder einmal ein Werk außerhalb des Barock-Repertoires zu spielen, zu dem es nach „experimentellen“ Jahren mit Christian Ludwig bis auf Weiteres zurückgekehrt ist, weil dieses mit dem Geschmack des Stammpublikums besser harmoniert. Die von Schumann gefordert Besetzung (u.a. drei Posaunen) machten aus dem Kammerorchester fast einen großsinfonischen Klangkörper. Dabei war es eine nette Geste, dass sich bei dieser Gelegenheit das Signum Quartett in die Reihen der Streicher verfügte. In solistischer Formation hatte man zuvor mit Lars Vogt Benjamin Brittens „Young Apollo“ vorgestellt.
Ein wichtiges Werk, von dem kaum jemand etwas weiß. Nun hatte der junge Komponist es bald nach der Uraufführung in Toronto (1939) zurückgezogen – Grund nicht bekannt. Erst nach seinem Tode wurde es in Aldeburgh erneut vorgestellt. Bereits „Young Apollo“, auf einem Gedicht des jung verstorbenen Dichters John Keats beruhend, ist ein Hymnus auf den männlichen Eros.
In seiner letzten Oper „Death in Venice“, wo eine solche Liebe dann auch expressis verbis thematisiert wird, taucht die Tonart A-Dur wieder auf, mit welcher Britten bereits in „Young Apollo“ schwelgt. Neben lyrischem Wohllaut gibt es auch leidenschaftlich erregte Passagen. Die Besetzung Streichquartett und –orchester plus Klavier (ihm obliegt besonders der Ausdruck des Maskulinen) wird ausgesprochen wirkungsvoll ausgereizt, was durch die hervorragende Wiedergabe unterstrichen wurde.
Bei Mozarts Klavierkonzert KV 491 hatten vor allem die Holzbläser einige besonders schöne Auftritte, das Larghetto atmete Poesie, das Finale Feuergeist. Lars Vogts Klavierspiel verwob sich in sinnlich-subtiler Weise mit dem des ausgezeichneten Orchesters. Die Zugabe (langsamer Satz aus Schostakowitschs zweitem Klavierkonzert) war ein Stück Paradies.

(Christoph Zimmermann, Kölnische Rundschau, 20. Mai 2014)