Kölner Kammerorchester

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Date: 29.08.2014

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Explosion der Leidenschaft

Lars Vogt mit dem Kölner Kammerorchester im Brühler Schloss


Ob man jedem Konzert des Haydn-Festivals auf Schloss Augustusburg einen werbewirksamen Titel verpassen muss, sei dahingestellt. „Explosion der Leidenschaft“ hieß jedenfalls der Abend mit Lars Vogt und dem Kölner Kammerorchester, und auch wenn der Beiname von Haydns Sinfonie Nr. 49, „La Passione“, wohl eher auf den passionsartigen Grundcharakter des Werkes zurückzuführen ist, so wurde es doch mit viel Feuer und Engagement aufgeführt.

Als stellenweise mitswingender und mitsingender Dirigent stürzt sich Vogt mit Gusto auf die dramatischen Ausdrucksmittel und die Suggestionskraft dieser Sinfonie: die ungewöhnliche Tonart f-Moll, den ungeheuren dynamischen Ambitus des langsamen Kopfsatzes, die Synkopen und großen Intervallsprünge des Allegros sowie die Fülle chromatischer Wendungen im Menuett. Das Kölner Kammerorchester, das schon mit der zum Auftakt gespielten, frühen Haydn-Sinfonie in Es-Dur ordentlich Fahrt aufgenommen hat, musiziert wie aus einem Guss. Die entschlossenen phrasierenden Streicher produzieren einen Klang, dessen brillante Farben vor den gedeckten Tönen der Holzbläser besonders hell leuchten. Alles zusammen wird von der fabelhaften Akustik des Treppenhauses bis zur Kuppelillusion emporgetragen.

Mozarts Klavierkonzert c-Moll (KV 491) setzt den folgerichtigen Schlusspunkt unter den Haydn-Abend: Auch hier zieht sich eine teils düster-tragische, teils wehmütige und geheimnisvolle Stimmung durch das sinfonisch besetzte Werk, das oft weniger nach Mozart klingt als nach Beethoven.

Vogt spielt den Solopart mit zupackender Kraft und Delikatesse; in den Kadenzen wird deutlich, wie groß das pianistische Ausdrucksspektrum ist, das er mit selbstverständlicher Geläufigkeit abrufen kann. Wann immer er eine Hand frei hat, wird er zum Dirigenten.

Und im Finale furioso ereignet sich dann die Explosion der Leidenschaft, wenn die virtuose Coda mit einer donnernden Aufwärtsbewegung zum unerbittlich an c-Moll festhaltenden Ende führt. Wie gut sich Lars Vogt und das Kölner Kammerorchester verstehen, wird auch in der Zugabe deutlich: Dmitri Schostakowitsch ist bei den Schlosskonzerten nicht eben oft zu hören, aber ein so schlicht und schön geträumtes Andante aus dem 2. Klavierkonzert steht dem barocken Ambiente ebenso gut wie alles andere.

(Gunhild Lohmann, General-Anzeiger, 28. August 2014)