Kölner Kammerorchester

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Date: 26.03.2015

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"Wie hast du's mit der Religion?"

Kölner Kammerorchester engagiert Annette Frier für das Haydn-Oratorium

Als "Tochter einer katholischen Kölner Religionslehrerin" sei sie mit der Bedeutung des Osterfestes vertraut. Das erklärte TV-Komikerin und Schauspielerin Annette Frier (41) munter bei der Vorstellung des nächsten Konzerts des Kölner Kammerorchesters. Darin wird sie als Sprecherin auftreten und die letzten sieben Worte des sterbenden Jesus am Kreuz rezitieren. Der Wiener Klassiker Joseph Haydn schrieb dazu musikalische Meditationen. Sie erklingen in der Erstfassung für Orchester samt zwei spektakulär im kurzen Nachspiel "Das Erdbeben" eingesetzten Pauken und Trompeten.

Annette Frier wollte Nonne werden

Dirigent Christoph Poppen stellte zwar anfangs klar, dass es "nicht um uns beide, sondern um die Musik und Texte geht". Dennoch wollte man nach seiner kenntnisreichen Werkeinleitung natürlich wissen, wie es zum ersten Auftritt des beliebten Fernsehstars ("Danni Lowinski") bei einem Klassik-Konzert kam. Die Initiative ging vom Kölner Kammerorchester aus, das an Frier "herantrat". Sie selbst bezeichnet sich als "musikalischen Laien", spielt allerdings "leidlich" Klavier und singt sogar. Haydns sakrales Werk kannte sie schon vor der Anfrage.

Nächster Punkt war also die Gretchenfrage "Nun sag, wie hast du's mit der Religion?" Auch darauf konterte Frier schlagfertig: "Ich bin Christin, bin gläubig und wollte früher sogar Nonne werden". Ihre beiden Kinder, geboren an einem Palmsonntag, habe sie sogar "gegen den Willen des Vaters" getauft. Zu Ostern werde auch bei der Familie die Ostergeschichte vorgelesen, die ja "trotz aller Grausamkeit ein Happy End" besitzt, so Frier.

Zwar habe die gebürtige Kölnerin durchaus Probleme mit einigen Aspekten der Kirche, doch ihren grundsätzlichen Glauben habe das nie infrage gestellt. Da lacht sicher das Herz des Kölner Erzbischofs.

Neben Haydn und Mozart steht in der Matinee außerdem ein Werk des Schweizers Frank Martin im Mittelpunkt, der in den 50er Jahren an der hiesigen Musikhochschule unterrichtete. "Polyptyque" (1973) für Violine und doppeltes Streichorchester beleuchtet ebenfalls das Passionsgeschehen und wurde von einem Altarbild im Dom von Siena inspiriert.

Mit der jungen Lena Neudauer ist eine hervorragende Geigerin am Start, die das Werk für ihren Auftritt erstmals einstudiert hat. Poppen kennt das vom Geiger Yehudi Menuhin einst uraufgeführte Werk schon länger, spielte es 2006 für das Label ECM ein.

Nun muss im Konzert nur noch alles glatt laufen. Die einzige Sorge dabei ist, dass einige Leute wegen der Zeitumstellung zu spät kommen. Ob die Kombi aus Promi plus Klassik ein Modell für die Zukunft ist, wird sich zeigen. Frier hält es für ein "kleines Experiment", aber Poppen habe diesbezüglich schon "etwas im Hinterkopf", sagte er später zwischen Tür und Angel. Ob wieder mit ihr oder jemand anderem ,ließ er jedoch offen.

(Matthias Corvin, Kölnische Rundschau, 25. März 2015)