Kölner Kammerorchester

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Date: 31.03.2015

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Strahlender Ton, dezentes Dunkelblau

Das Kölner Kammerorchester begrüßt als Gäste Annette Frier und die Geigerin Lena Neudauer

Manchmal braucht es keinen Glanz und Glitter, um musikalisch zu überzeugen. Die junge Münchner Geigerin Lena Neudauer wählte für ihren Philharmonie-Auftritt beim Kölner Kammerorchester ein Kleid in dezentem Dunkelblau. Ihre Bewegungen beim Spielen sind ebenso unaffektiert. Umso strahlender der Ton ihrer Guadagnini-Geige. Ein leichtes Vibrato moduliert den Klang, ansonsten herrscht eine perfekte Einheit von Ausdruck und lupenreiner Technik.

Mit einem lauten "Bravo" aus dem Publikum wurde bereits ihr Mozart bedacht (Adagio KV 261). Extra neueinstudiert hatte sie außerdem das Stück "Polyptique" (1973) des Schweizers Frank Martin: sechs intensive Charakterstücke zur christlichen Passion für Violine und ein geteiltes Streichorchester. Die gradlinig und sensibel gestaltende Neudauer sowie Dirigent Christoph Poppen machten klar, was für tolle Musik das ist.

Passend folgten später "Die Sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze". Haydn hat sie in meditative Instrumentalmusik verwandelt für eine Andacht im andalusischen Cádiz. Die dargebotene Erstfassung für Orchester wird seltener gespielt als die Bearbeitungen für Streichquartett oder als Oratorium. Umso schöner, diese mit vielen Holzbläsern und vier Hörnern farbig instrumentierte Musik einmal im Original zu hören.

Der auswendig dirigierende Poppen beherrscht das Werk aus dem Effeff. Da die Komposition fast ausschließlich aus langsamen Sätzen besteht, ist es nicht einfach, die Spannung zu halten. Durch Herausarbeitung von Kontrasten und die Melodieführung über weite Bögen hinweg war die Musik keine Minute langweilig. Die Explosion im Schlusssatz "Das Erdbeben" war furios, eine ganze Stunde musste der Paukist auf seinen Einsatz warten.

Für die Einbettung der meditativen Musik in den Bibelkontext sorgte ungewöhnlicher Weise TV-Komikerin Annette Frier. Im Vorfeld hatte sie als Promi für Medieninteresse gesorgt. Nun zeigte sie sich bescheiden. Unauffällig nahm sie mit den Orchestermitgliedern und in Schwarz gekleidet ihren Platz ein. Die letzten Äußerungen des sterbenden Heilands rezitierte sie mit gefasster, ruhiger Stimme - dem Ereignis absolut angemessen.

(Matthias Corvin, Kölnische Rundschau, 31. März 2015)