Kölner Kammerorchester

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Date: 07.01.2020

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Geschliffene musikalische Dialoge
Bachwerke mit Kölner Kammerorchester

Mit dem Meister aller Zeiten, Johann Sebastian Bach, startete das traditionsreiche Kölner Kammerorchester ins neue Jahr. In die gut besuchte Philharmonie hatten das Ensemble und sein Konzertmeister Raphael Christ den momentan sehr hofierten Bonner Pianisten Fabian Müller geladen, der das historisch informierte Ensemble vom modernen Flügel aus in einigen Klavierkonzerten dirigierte - das klang fanastisch.
In Halbkreisformation mit links und rechts positionierten Violinen kam zunächst der Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel zu Wort, eine Streichersinfonie forderte das gesamte Orchester zum heiter originellen Dialog und zu heiklen Sprüngen in dynamische Extreme. Die Jagd auf den Saiten setzt sich in Vater Bachs Violinkonzert BWV 1041 fort, diesmal mit dem mittig präsentierten Solisten Christ. Er duckt sich mit sinkender Notenlinie und streckt sich beim klingenden Aufstieg, ein lebendiger Tanz mit der Note. Musik zum Anschauen bot ebenfalls das Brandenburgische Konzert Nr. 3, bei dem die Geigen in straffer Folge in virtuose Phrasen abtauchen und wie beim Staffellauf die Themen übergeben; es wogte das kleine Orchester, die Freude schüttelte das Ensemble, dies übertrug sich wohlig auf die Besucher.

Auch wenn der Piansit Fabian Müller dem großen Saalpublikum nur den Rücken zeigte, um das Orchester mit Blicken leiten zu können, übertrugen seine Körperspannung und sein lockerer Groove genau den möglichen Schwung der barocken Konzertmusik und die gesuchte Nähe zu seinen Mitspielern. Auch Assistent Christ verließ manchmal mit schleifendem Ausfallschritt sein erstes Pult in Richtung Solist, er schob oder trug die Töne hinan, unterstrich damit auch optisch die dichte Verzahnung dieser Klänge aus der Feder des großen Konstrukteurs Bach. Bei Müller besaßen die Töne in den Klavierkonzerten A-Dur und d-Moll genau das geschmackvoll gewählte pedallose Maß, um mit dem Kammersound des Orchesters zu verschmelzen. Die Kommunikation verlief so perfekt geschmiert, dass die Konzerte ganz ohne spekatkuläre Gefälligkeiten oder dressierte Höhepunkte hysterischen Beifall erzeugten: Kammermusik vom Feinsten.

(Olaf Weiden in der Kölnischen Rundschau vom 7. Januar 2020)